Wie ich mich selbst in die Luft sprengte
Wir leben in einer Welt der Decodierung, Deterritorialierung, einer Welt, in der keine Wahrheit hinter dem Vorhang vorstellbar wäre. Ich bin depressiv. Was heisst das schon? Zürich, Zureich, Arbeit, Mehrwert. Paris. Ein Ort der den sozialen Wohlfahrtstaat mit Intermittent nach Gesetz umgeht. Die Produktion von Individuen, am Rande einer guten Gesellschaft. Wir werden direkt konfrontiert mit der Mehrwert-Produktion oder dem Nichts, des scheinbaren Aussens. Doch an was können wir uns orienteren? Ich nein du, nein wir, nein die. Ich bin weil das ist. Ich bin weil ich nicht Objekt bin. Eine scheinbar autistische Frage wird zentral. Die Geste des Haltens an irgendwas wir existenziell. Du sagst mir ich sei depressiv? Du sagst mir, ich gehöre nicht in deine guten Werte? Ich will auch leben. Du sagst mir in Zürich, ich sei depressiv, du sagst mir in Paris, ich sei gefährlich, ich sei Terrorist. Die Krise des Subjekts ist nicht eine Krise des Subjekts selbst. Es ist die Krise eines davon getrennten Objekts. Nicht, das was zu mir gehört, sondern die unmissverständliche Tendenz dessen was nicht zu mir gehört. Nicht das Leben zum Tode, sondern das Leben zum Nicht-Leben. Ein prekäres Individuum auf der Suche nach dem, was es nicht ausmacht. Eine autistische Frage der unmöglichen Zuschreibung. Was ist Raum, was ist was nicht ich ist. Ich bin gesund, ich weiss was ich bin. Aber weiss ich was ich nicht bin? Haarspalterei. Nein. Bin ich das, bin ich dies, sei dies sei das. Schizo? Nein. Eine andere Frage, ich bin nicht nur vieles, vieles bin ich nicht nur, aber was, wenn nicht nur das was ich nicht bin? Die Krise des Individuums ist nicht die Krise des Individums als ungeteiltes, sondern die Krise dessen was das Individuum von dem abgrenzt was es nicht ist. Kapitalismus ist Deterritorialierung, ja, aber was ist dann das Subjekt? Ist es noch die Suche nach dem handlungsfähigen Subjekt? Oder nach dem was nicht Objekt ist? Wir haben hier also mehrere Ebenen der Zerstreuung. Die der Subjektivität, die der Objektivität, aber auch die, der Zuschreibbarkeit. Ein philosophisches Problem mit philosophischer Antwort? Wohl kaum… Stellen wir uns ein deterritorialisiertes Individuum vor. Was ist das? Keine Ahnung. Es gibt es nicht. Doch was ist ein deterritorialisiertes Individuum, das sich reterritorialisiert? Als was tut es dies? Und das ist der Moment wo es wirklich interessant wird. Aus zwei Gründen, warum und wie… Also historisch und politisch. Grund eins ist historisch, damit es ein Subjekt geben kann und zwei politisch, inwiefern es zum Subjekt wird. Dabei möchte ich gerne an die Deterritorialierung erinnern, welche grundlegend für eine heutige kapitalistische Produktionsweise ist. Als Produktion des Prekär-Seins und der Panik. Dies soll keinesfalls an eine humano-zentristische Konzeptualisierung ausgerichtet sein, sondern an eine ontologische Dimension erinnern. Eine Ontologie im Sinne der Ontologie der Gegenwart, ohne universalistisch aufzutreten, mehr in einer Tradition der Observation der innewohnende Kräfte. Und hier, genau dabei tritt ein Paradox zu Tage, dem wir tatsächlich einige Gedanken widmen sollten. Hier trifft die kritische (sogar anti-humanistische) Tradition auf eine Kondition des Transzendentalen. Doch nur um sich gegenseitig auszuspielen. Dabei wird die Produktion eines nicht-universalen Gestus der Klammerung an eine scheinbar ewige Wahrheit unsichtbar. Ein strategischer Totalitarismus, der aus dem Imperativ der Handlungsfähigkeit selbst entspringt. Es ist ein kapitalistisch, pragmatischer Moment der Subjektivierung, anhand dessen dem Prekär-Sein begegnet werden kann. Einem Gestus des Haltes, der selbst das Objekt dessen, woran sich das Halten hält, produziert. Es ist der Ausgangspunkt, jeglicher Handlung, wertfrei in ihrer Konsistenz. Ortbar in ihrem Effekt. Hiermit schnalle ich mir den Spreng-Stoff-Gürtel um, um nicht an Nichts zu glauben, um Subjekt zu sein. Hiesse dies als depressiver Mensch geboren zu werden und als Terrorist wiedergeboren.