Rinks und lechts
Die Frage scheint gerade in den letzten Wochen etwas utopisch, doch möchte ich sie trotzdem stellen: Kann links regieren? Dies soll keineswegs reine Polemik sein. Wenn ich nur wüsste was dieses links denn noch bedeutet, bevor es regieren könnte. Nun fängt es aber schon an, dass es kaum mehr möglich ist zwischen links und rechts in dem Sinne zu unterscheiden. Na gut, tendenziell sind die Linken zumindest näher an den klassisch revolutionären Flaggenfarben (stimmt im Falle vom Land der untergehenden Sonne nicht einmal) und die Rechten werkeln lieber an einem eigenen Thron (dies wiederum schon). Aber hört man von denen, welche sich innerhalb der classe politique je eines dieser Labels anhängen immer ein bisschen von demselben. Mit Ausnahme von den Schreihälsen, welche sich als die grossen Revolutionäre fühlen, gegen die Medien und den verweichlichten Staat wettern, jede Woche spazieren, gelegentlich Unterkünfte von Flüchtenden anzünden, sich bewaffnen und Präsidenten stellen. Die Frage einer hypothetisch regierenden linken löst sich dabei fast vollständig auf, einerseits durch den Rechts-Mitte-Irgendwas-Brei von dem die kaum unterscheidbare Politik jenseits der faschoiden Rechtsrütschlern herumdümpelt und andererseits einer leeren Stelle, wo man die dialektische Gegenposition vermuten würde. Vielleicht – um mich um die Definition eines verstorbenen Franzosen von links und rechts zu bemühen, wonach rechts bei sich selbst anfängt, und links beim Horizont – müssen wir an den Grenzen der Politik und wieder mehr im Politischen suchen. Am Horizont statt im eigenen kleinen Garten. Und nicht vergessen, rinks und lechts darf man nicht verwechseln.