It’s capitalism, stupid! Das Ende der Pandemie …
... wird der Anfang heftiger Klassenkonfrontationen sein. Oder Maurizio Lazzarato in der Krise. Eine Übersetzung für transversal texts.
Eine Dunkle Vorahnung zieht die Atemluft aus dem Raum. Als ob die Ebbe sich vor der grossen Welle zurückzieht. Als ob sich die Linie des Blitzes kurz vor dem Einschlag am Himmel zeigt. Als ob ein Apnoe-Taucher allen Sauerstoff der Welt mit sich in die Tiefe nehmen möchte um eine Ewigkeit nicht mehr aufzutauchen. Als ob ein Sog alle Energie mit einem Mal entzogen hat. Als ob der Stöpsel aus der Badewanne gezogen wurde und das Wasser in einem Zug im offenen Schlund versinkt. Die dunkle Ahnung ist wie ein stumpfer Schlag, wie ein Trauma nur bevor etwas fürchterliches, etwas unwiederherstellbares, etwas irreversibles passieren wird. Die Zeit in der Schwebe, fast als wolle sie nicht dass das Ereignis eintritt, als wolle die Zeit selbst umkehren, als ob sie zurückschreckt vor dem was unvermeidlich kommen wird. Das Damoklesschwert das dem Orakel entgangen ist.
Die Stille schlich sich durch das Trommelfell hindurch. Weitlaufende Klangspiralen zeugten von einer massiven Verdrängung der Atmosphärgase. Störwellen verstellten die Sicht. Entstörer. Zerstörer. Verstört. Den schwankenden Gravitationswellen folgend geht es immer weiter hinein. Genau dort wo sich die Kräfte in der Schwebe halten, zwischen Zentripetal und -fugal – zwischen unendlicher Fülle und unendlicher Leere. Die Oberflächenspannung krallt die wabernde Materien an den Körper. Ein Körper. Eine Körperheit. Niemals habe ich eine solche Körperheit gesehen, niemals habe ich eine Körperheit gesehen, niemals habe ich eine Körperheit gesehen. Der Besitz wird eingekerbt, aufteilt, eingeteilt, in zwei geteilt bevor er fliessend verteilt werden kann um wiederum zerteilt zu werden, niemals ein Teil. Ein Körperteil. Die Schwarze-Loch-Theorie besagt, dass Schwarze Löcher soviel Licht in sich tragen, dass kein Licht mehr übrig bleibt. Schwarzes Licht ist nicht schwarz.
Ein Chor, er singt, mehrstimmig, eingeübt. Und in der hintersten Reihe ruft einer lauthals «Hitler!»
Die Stechuhr ist schon lange fort, die Überstunden werden nicht bezahlt, aber Unterstunden? Nein. Die Zeit muss abgesessen werden, nur nicht unter die vertraglichen Prozente fallen, der Lohn richtet sich ja danach, aber die Arbeit? Die hat nichts damit zu tun. Alle haben Überstunden von Kaffeepausen und Facebook-Scrolling um sich dann in den dafür erkauften Ferien die Geschäfts-E-Mails anzuschauen.
Alle reden von Home-Office, flexible Arbeitszeiten und so. Doch niemand spricht darüber, dass arbeiten schon lange nicht mehr anhand von den bestehenden Messinstrumenten bemessen werden kann. Der Zeitfaktor für die Arbeit ist absurd geworden, Zeit und Arbeit haben nichts mehr gemeinsam, die Leistung als Produkt macht keinen Sinn mehr, alles ist Prozess, Optimierung. Zielerreichung gibt’s keine mehr, nur noch mehr oder weniger lose Meilensteine. Alle Arbeiten für den Lohn, warum ist dieser Lohn nicht primär? Lohn um zu Arbeiten und nicht Arbeit für Lohn.
Die grauen Männer leben im Kreis 1, hemd-und-anzug-uniformiert verschieben sie die grossen Gelder, füttern die Prozente und wissen über alles Bescheid, was ihnen die Management-Literatur, die pseudowissenschaft Ökonomie vorlegt. Sie werden zur stehenden Armee ihrer marktfreiheitlichen mondialen Hegemonie.
Die Zeit muss gebraucht werden, es wäre Schade drum. Zeit um zu arbeiten, zu denken, Leute zu treffen, zu schlafen, zu essen, zu geniessen, zu spazieren und Zeit um nichts zu tun, zumindest nichts von dieser unvollständigen Aufzählung. Wie können wir die Zeit denn nur nicht gebrauchen? Um die Zeit wäre es wohl nur wirklich Schade, wenn wir sie gegen Zinsen den grauen Männern geben würden, oder tun wir das denn nicht schon, in der Zeit, in der wir maschinisch mit klicken und sich informieren, wie man seine Zeit besser nutzen könnte, etwas besseres kaufen sollte, damit in Zukunft die Zeit besser gebraucht werden kann? Doch auch hier funktioniert der Moral-Hammer nur splitternd, bis er sich selbst nur noch als ein Stück Holz entpuppt, das so und anders gebraucht werden kann.
Irgendwie schaue ich durch meine Augen in die Welt, nehme wahr durch den Körper, der in der Welt ist und zur Welt gehört. Manchmal steht mein Körper in schöner Natur, ich schaue hinaus, manchmal sitzt er im Zug, zuhause, ich schaue hinaus. Und ich weiss dass der Körper sich wieder wegbewegen wird, ich aber immer nur den einen Moment hinausschauen kann, ich sehe nicht mehr das was Gestern war, das schöne vom gegenwärtigen Moment im hinausschauen nehme ich wahr indem ich weiss, dass es nur jetzt ist, und sobald ich darüber nachdenke dies schon wieder vorüber sein wird. Wenn ich jetzt schreibe, kann ich mir über die Finger schauen, auf den Bildschirm, alles andere ist vergangen.
Ein Musterjunge ist kleinkariert, so nahe, dass es fast schon einfarbig wirkt. Dicht gedrängte Muster, sauber quadratisch. Genau gemustert bleibt nur noch ein geradliniger Strich.
Anhalten, bitte. Halten! An was? Halte ich mich nicht ständig an irgendetwas fest und das Gefühl, dass ich nichts mehr habe um mich zu halten, immer nur in einer virtuellen Zukunft stattfindet? Die Wahrnehmung des Wegbrechens von dem an was ich mich halte, ist nur seine atmende Bewegung, das Zusammensetzen und Auseinanderbrechen. Das Nicht-Mehr und Noch-Nicht. Doch werden wir es wohl kaum erleben, dass gar nichts mehr zum Halten da ist, doch ständig im prekären Gefühl gefangen sind, wo sich etwas auflöst oder noch unbekannt neu zusammensetzt. Obwohl wir immer auf einem Boden stehen, ist die Wahrnehmung davon stets von verschiedenen Zeiten und Erlebnis von Bewegung geprägt. Im Jetzt gibt es keine Bewegung oder nur die wahnsinnige Geschwindigkeit des totalen Stillstands.
Tagesziel unerreichbar. Terminplan unbegreifbar. Nicht weil nicht gewillt, sondern weil gar nicht möglich. Nicht weil zu viel, sondern weil zu ungenau. Nicht weil zu lasch, zu frei, sondern zu eingeschränkt. Es gibt kaum ein enger abgestecktes Terrain als bei «alles ist möglich».
Was wenn dem Charlie die Schreibe versiegt, er umschifft, umdreht und nagelt die Schreibers Block an die Geschichte selbst. Dem Narzissmus würdig steht nicht mehr der Autor da, sondern seine Verdopplung, seine Nicht-Mehr-Ich, das sich zwischen den Geschichten, der Geschichte und dem Schreiben versteckt und sich damit verstrickt. Wenn als Film dann noch eine weitere Ebene hinzukommt, wird aus dem Buch ein Film, aus dem Buch ein anderes Buch, aus der Geschichte eine Geschichte und Charlie Kaufman versinkt im unsichtbaren Loch der offensichtlichen Betrachtung seiner selbst.
Der Präsident von Holland wird von einer Zuhältermakrele abgelöst. Ein Spiel ohne Stift und Feuer aber auch kein lustiges, sondern eher eins wie Monopoly, wo alle ausser einem am Schluss weinen, Spielfiguren herumschmeissen und das Spielfeld verwüsten.
Die körperliche Vergiftung kann genauso gut einer Idee zugrunde liegen, einem materialisierten Denken. Obwohl die Dosis es macht, kann der Grad der Vergiftung genauso stark sein, wie mit einem biologischen Gift. Der Körper reagiert mit Grippe-Symptomen, der Kopf will nur noch schlafen und nicht mehr aufwachen, bevor das Gift nicht vollständig draussen ist. Doch das wird nicht geschehen, das Gift ist schon lange Teil von uns geworden. Wir sind alle vergiftet. Und die Vergiftung macht es, dass wir es nicht schaffen nach dem Gegengift zu suchen, weil wir nur noch schlafen möchten, das Gift rauswerfen.
Der Markt ist nicht das neutrale zwischen Nachfrage und Angebot, sondern muss mit Gewalt in den Machtverhältnissen hergestellt und ständig aktualisiert werden. Die Märkte müssen erschaffen werden. Dies impliziert beide Teile des Kaufens und Verkaufens, der mit Gewalt hergeführt werden muss: Extraktionismus und Freihandelsabkommen sind zwei Seiten derselben Medaille.
Liberal um Kriege zu finanzieren, Staaten und Armeen zu kaufen, Menschen als Sklaven zu halten. Dort beginnt die ursprüngliche Akkumulation und nicht erst mit den gestohlenen Reichtümern aus den Kolonien. Reconquista und Conquista, bezahlt von Handelsleuten, Staatsanleihen und (in diesem Sinne) derivative Optionen auf die vorgefundenen Rohstoffen inkl. Abbau-Sklaverei. Dies macht nur scheinbar die Staaten Europas reich, eigentlich sind es die Finanz-Händler, welche so ihre Macht im Staat erkauft haben. Die Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts zementieren dies und legen den Grundstein für eine gegenwärtige liberale Welt, dessen Geld- und Einflussströme immer noch durch die gleichen Flüsse fliessen.
Dreifach ist die erste Schuld und die zweite erst recht. Das Leben, die Geburt und der Tod, die Hypothek, die Rente, das Brot. Nicht die Erbschuld wird weitergegeben, die Schulden selbst sind unser Erbe und unsere Hinterlassenschaft.
Muss ich mich, um eine Maschine sehen zu können, ihr anschliessen, mich verkabeln lassen, oder im Gegenteil, muss ich ungefügig bleiben um etwas zu sehen, zu spüren, wahrzunehmen?
Morton Rainey löscht die ersten Zeilen seines neuen Buches mit den Worten Das ist schlechte Schreibe, keine schlechte Schreibe. Würde ich denn bei meinen Texten tatsächlich erkennen ob sie vielleicht gut wären? Die Bewertungsraster sind wie Wetter-Formationen, mal gefällt was schlecht ist, mal was gut ist und dann im Rückblick ist es naja, war schon noch schön und gut, aber wirklich gut? Keine schlechte Schreibe und gelöscht. Und das hier? Gespeichert und später gelöscht.
Optimistische Gute-Welten werden oftmals in ihr Gegenteil verkehrt, wenn sie auf dem Prüfstand stehen. Keine möchte sich die Schuld aufladen, welche sie sich selbst einst versprach. In Zukunft endlich mal etwas in Angriff nehmen und zumindest im Kleinen auf den Tisch hauen, soll gefälligst in der Zukunft bleiben.
Sind es nur die Headlines oder rückt das was sich selbst Politik nennt in eine nationalistische, faschistische Richtung? Oder war das alles in den Hochzeiten des Neoliberalismus einfach weniger sichtbar? Die neue Form zeigt ihre Zähne, indem sie nicht nur liberal, sondern nationalistisch-neoliberal ein ungeheimes Bündnis erschafft, das xeno-, myso- und zoephobie verknüpft mit einer Privatisierungsgehabe, innerhalb eines sehr klar definierten kleinen Kreises Wohlhaber. Eine faschistische Ideologie muss gar nicht durchgebracht werden, der Fokus liegt auf die eigene kleine Gesellschaft, der Rest nicht einmal wirklich bekämpft, sondern einfach ignoriert – ausser natürlich der Gewinn stimmt, aber dann ist es Geschäft Geschäft. Plata y plomo.
Der sympathische Herr mit dem Ausverkauf möchte gerne Waffen kaufen. Er hat aber kein Geld, oder zu wenig für die wahnwitzige Wunschliste. Also macht er es so, wie heute fast jedermann mit ähnlichen Ambitionen im Bezug auf eine Playstation und ein Fernseher mit der Mediamarkt-Kreditkarte macht. Er geht hin, kauft und zahlt mit Schulden. Das schön ist, dass somit die USA mit US-Amerikanischem Geld sich selbst bezahlt, alles schön im Land bleibt und nur die Zinsen und Rückzahlungen von Argentinien hereinfliessen. Ein Schema, das wir schon von den Kriegstreibenden Rohstoff-Imperialisten kennen, Investitionen bleiben bei sich selbst, Zinsen, Rohstoffe, Arbeitskräfte, alles wird abgesaugt – zurück kommt nichts.
Humans are animals who write stories. Some find it apealing to write to amuse. Some write to make people anxious and miserable and to ruin their digestion. Regardless of this, the only text that is really worth writing is the one we don’t have the courage or strength to write. There is no greater agony than bearing these untold words inside our bodies. That mysery is troubling us. By imagening this text as a map of a unknown plateau, we can see the words as the bright silver pins that mark the crossroads. For this reason we should not whine when things are not going our way, because they are going the right way for the text. We should write as we dream. When we dream/write we are like criminals. We kill. We kill with a lot of enjoyment. But we are also the most terrified person on earth. That is hardly an escape from reality, but rather a departure from your present self. It is a way of understanding it.
Yesterday I met a good friend. There were no words to express my feelings. After a brief period of silence she said: I guess you are writing? Do you know the only difference between writers and people who don’t write is that writers aren’t afraid to display their demons? I don’t write to chase away my demons. The nerve which controls the typing of my fingers winds itself about every fibre of my body, weaving discursive threads and pierces the liver, where the demons live. And while I try to flee the silence I call them to war! The farther away I get from the human traffic, the closer I am to sources. Eating words and listening to them rumbling in the gut is how I learned the acid and alkali of language. Every time I enter them like tunnels I discover the alleged separation between word and meaning between writer and word is theoretical. Writer’s block isn’t always a problem. It can be a process of writing that helps us write better. The scariest moment is always just before you start.
Der Mensch verschwand wie das Gesicht im Strand, nichts bleibt für lange, alles wird zu nichts, nichts wird zu allem. Aufgebläht bleibt der Körper liegen, bis er wieder zu Staub zerfällt, zu Proteinen für Maden wird, zu Dünger für Pflanzen, Ablagerung für Staub. Für eine gewisse Zeit war der Körper ein einzelnes Individuum, das aus Millionen einzelner Zellen bestand, aus Mikroben, Blutkörperchen, ein Durchgang für Proteine, Kohlenstoff- und Wasserstoffmoleküle. Ein einzelner Mensch, wie ein einzelner Mensch sein kann, Teil einer Sprache, die durch ihn hindurch geht, vor ihm schon da war und nach ihm noch bleibt, durch ihn aktualisiert wird. Ströme von Luft, welche die Lungen füllen und wieder verlassen, Pflanzen, Tierteile, Wasser werden im Körper verteilt und verlassen diesen wieder auf verschiedenen Wege. Ein Körper der arbeitet und für Arbeit genutzt werden kann, ein Körper frei zur Beschreibung und Überschreibung, bereits von Beginn an kodiert, immer wieder überkodiert. Ein Körper, der von alledem abgetrennt werden kann, was er nicht ist, ein Körper, der nur Körper ist. Ein Körper der zu einer Subjektivität hinzukommen kann, ein Körper, der ihr widersteht. Hirnströme, Impulse, ein starkes Gehirn, das vergisst. Ein maschinisches Lernen von Gesten, mechanischen Bewegungen, Muskeln die sich bewegen, Organe, die ihren spezifischen Fähigkeiten nachgehen. Der Körper, einer von Vielen, einer aus Vielen, ein Knäuel an Verkopplungen, ein Universum an Gravitationspunkten, anziehend, abstossend. Eine Welt.
Has it ever occurred to you that the words are the ones who choose how they are told and who tells them. Maybe they just wait to be written. Maybe they wait until you finally draw the essence of what you know out of the shadows. When you write, you want to get rid of the world. You are trying to create alternative worlds. But how to get there? The irony is you can not see your worlds until you look through the eyes of your words.
If you feel that creeping self-doubt, by recognizng the contradictoriness craving privacy to type words that crave the public, acknowledge it. Write down your fears… and then continue with your writing. Keep writing until you can unknot the „not“. Don’t hesitate to be devoured by these waiting words. Unlearn any given rules, they stifle you from entering the forbidden spaces where the core of the words is waiting to be revealed. And never ever forget: nothing listens as well as a blank page.
The solitude of writing is a solitude without which writing could not be produced. At the same time you are never alone during the process of writing, you are always visited by ghosts. You are seduced by the sound of words written by [un]dead authors and by the interaction of their voices in your head. Each of these voices contains a minefield of obstacles that function as potential barriers to achieving your next sentence. You can not proceed if you are not angry. Writing is a cerebral journey where you mold this experience into useful thought capsules and carefully interact with these residents of your delirious spirit house. To revel in writing is not only precarious, it is much worse: it is praecox. It never comes at the right time. You can not count on writing to be there just because you have made some space for it. Do not think about the writing process too much. Just do one thing: let the words become that blatant person who shows father politics their butt.
Writing is a struggle against silence. It is the dragon that lives underneath my floorboards and had turned to a dark abyss filled with tar-black clouds. He has no scar to show for happiness. Every word I write is like a drop of his blood. There are three secrets to weave a text. Unfortunately nobody knows what they are. The first thing you have to learn is to cope with rejection. If you can’t, the dragon is dead. You start out writing crap and thinking it’s good stuff, and then gradually you get better at it. Heavy as such things are, after the word-slide, the writing begins. It begins when you’ve finished. Only then you know what you’re trying to say.
Beim Tier Virus-Werden hat man es immer mit einer Meute zu tun, mit einer Bande, einem Rudel, einer Population – vermehrt durch Epidemien, durch Ansteckung. Viren treten nie alleine auf. Das hat nichts mit Familie oder Abstammung durch Vererbung zu tun. Auch wenn beide Themen sich vermischen können – sie sind nicht zwingenderweise voneinander abhängig. Beim Virus-Werden geht es nicht darum Autorin zu werden, es geht vielmehr darum wie eine Voodoopriesterin die Geister zu rufen um in mehreren Zungen zu schreiben.
Wie eine Meute von Viren zu schreiben. Fluchtmutanten zu bilden. Quasi-Spezies zu bilden um die Jäger auf die falschen Fährten zu locken. Jedes Mal von vorne zu beginnen und dabei vorher unvorstellbare Plateaus zu kartographieren/infizieren. Es ist keine Re-Produktion durch Filiation. Sie ist weit entfernt von der repressiven Vorstellung einer Fortpflanzung durch Vererbung, die als Differenz nur eine schlichte Dualität von Geschlechtern innerhalb ein und derselben Gattung kennt und in ihrem Anhaften an Normativität und Disziplin jegliches Potential zur Mutationsfähigkeit verkennt und nur jene Schreibfehler zulässt, welche nichts anderes als Krebstumore hervorbringen können.
Beim Virus-Werden geht es darum in vielfacher Hinsicht instabil und unregelmässig zu werden. Kurz gesagt es geht darum anomalos [ἀνώμᾰλος] zu werden. Denn es sind die tentakulären Netze beunruhigender Beziehungen, die von Bedeutung sind und nicht die Genealogien des Denkens eines [In]dividuums.
Chimären, Trickster und Hexen haben das schon immer gewusst.
Was ist Körper was ist Arbeit was ist meine Arbeit was ist mein Körper zerstört meine Arbeit meinen Körper und zerstört zuviel Körper die Arbeit Rauchen hilft verweigern auch kann Tätigkeit verweigert werden kann Körper verweigert werden automatisch arbeiten verkörpern und schreiben Ist Bildschirm schon Körper oder noch Arbeit der Spiegel des Körpers der Arbeit Heißt gib mir Arbeit gib mir Körper Ist Arbeit so unglenk wie mein Körper Ist Körper so zwanghaft wie Arbeit oder doch automatisch geschrieben wie Arbeit wie rauchen wie frieren wie die Prothese eines Stifts zwischen den kältegeschüttelten Fingern wie die Kippe in der andern Brauche mein Seele Ferien von Körper und Arbeit Schreiben würd es wohl dann noch aus Gewohnheit aus Trotz aus Körper aus Arbeit
Der Sog der Ankerpunkte erschaffen die Gravitationsenergien, welche die Ströme zum Zentrum hin ziehen. Zeit und Raum werden angezogen, durch die Ankerpunkte hindurch gezogen und der Auflösung ausgeliefert.
«Aber was ist das Heilmittel für die Probleme der Demokratie? Alle sind sich einig: Mehr Demokratie.» (Quelle: CrimethInc.)
Ein Ankerpunkt ist immer schon Vieles, ist immer schon mannigfaltig, in der Öffnung des Durchgangs, des Hindurchgehen der Mannigfaltigkeit, welche sich wieder auflöst und durch eine Vielheit von Ankerpunkten hindurch strömt. Wogen der Intensitäten, der Gravitationsenergie. Wellen der Kräfte, die beim Aufeinandertreffen die überschäumenden Energien ablassen, abweichen, Richtungen ändern und ununterscheidbar zusammenfliessen.
Bewegliche Sternenkarten aus Ankerpunkten, Hochdruck, Tiefdruck, Geschwindigkeiten, Zentren und Peripherien, Intensität von Null bis Unendlich.
Ankerpunkte sind die eigentliche Bewegung der Individuation und der Subjektivierung zugleich. Die Erschaffung eines Ankerpunktes ist die Emergenz eines Subjektivierungspunktes, der sich dem Korsett des Ankerpunktes unterwirft. Ein Punkt der so scheint es ist, sich aber immer bereits schon deterritorialisiert und deterritorialisierend ist. Nicht nur hat jede Deterritorialisierung eine Reterritorialisierung, sondern insbesondere jegliche Territorialisierung ihre Deterritorialisierung. Die Ankerpunkte wirken auf Ankerpunkte, nähern sich an, werden zu ganzen Nebeln aus myriaden Ankerpunkten und ziehen unmengen des Chaos durch sich hindurch. Dabei entstehen verschiedene Intensitäten, Geschwindigkeiten, Druckgrade (Repression und Depression).
Ankerpunkte sind weder Metaphern noch erkenntnistheoretische Wortklauberei. Sie werden in einer depressiven Welt laufend erschaffen, und produzieren gleichermassen gehaltvolle Ankerpunkte wie der rauschende Strom Depression. Es gibt eine Geschichte der Ankerpunkte, wie es eine Geschichte der Ökologien gibt.
Die Frage was ist ein Ankerpunkt wird sich nicht beantworten lassen. Aber können wir beobachten und reissend, schmerzhaft spüren, wie sie zueinander stehen, verfliegen, sich durch die Masse anderer Ankerpunkte vergrössern und immer mehr chaotische Partikel in ihrem Dunstkreis angetrieben werden.
Die Ankerpunkte ziehen sich gegenseitig an, rütteln an einander, lassen sich um einander kreisen und kollidieren. Je nach Grösse und Anziehungskraft verschwinden einige in den anderen.
Vieldimensionale Koordinaten. Sie sind nie alleine, sondern ein riesiges sternensystem an Ankerpunkte, gross und klein, hell und dunkel, ausgebrannt und leer, uralt und jung durch welche alles angesogen durchfliesst. Hervorgebracht werden sie immer stets von neuem, bis sie sich wieder auflösen, während sich das Chaos hindurchstülpt. Sie ziehen einen kleinen Bereich im vieldimensionalen Chaos an, lassen es um den Mittelpunkt kreisen und erschaffen mit der Gravitationsenergien den eigentlichen Mittelpunkt des Ankerpunkts, aber genauso abgestufte Peripherien.
Die Hoffnung ist etwas schreckliches, wenn man sich an sie klammert. Hinter der Hoffnung lauert die Verzweiflung.
Mit dem Allheilversprechen der Arbeit kommt auch die Depression als Wahnsinn erster Güte zu seiner vollen Entfaltung. Jedoch, ist das depressive dividuell, geht durch Körper hindurch und bedroht jegliches Individuelle ständig. Einher geht der Spiegel des Prekär-Seins, was sich in einer Verstärkung der eigenen Optimierung und Selbst-Prekarisierung zeigt.
Der Übergang von «sich von linker Gewalt distanzieren müssen» zu «linke Medien verbieten» brauchte in einem todlangweiligen Wahlkampf der Sozialdemokratie keine drei rhetorischen Schritte. Es wäre denkbar, dass sich die schwarzen Blöcke der Welt plötzlich zu einer staatlich geförderten Kuschelsekte wandeln, nicht aber, dass die sozialliberalen Bürgersleut freiwillig noch demokratisch denken lernen, bevor uns die Scheiße um die Ohren fliegt. Staaten, die kritischen Medien repressiv begegnen, brauchen andere Prädikate, da sie es längst aufgegeben haben, den Schein zu wahren. Die neoliberale Entpolitisierung gipfelt da, wo sie mit Pinochet einst begonnen hat: im faschistischen Bullenstaat.
Sauberkeit als Paradigma liegt nicht nur dem Staubsauger zu Grunde. Ordnung wegen Ordnung, nicht wegen dem was Ordnung sein könnte. Das Prinzip wird zum System, das System zur Moral. Kein anderer Grund ist mehr nötig um die weisse Weste zu erhalten. Der kleinste Krümel liegt wie hell beleuchtet, von überall sichtbar.
Wie ein schwankender Glimmstengel stand der Direktor vor dem Heu seines Bettes und warf sich weg. Je länger man den sympathischen Trottel anschaute, desto vertrauter und gegenwärtiger schaute er zurück. Niemand war in diesem Augenblick glücklicher als er. Er hatte gedacht, dass er gerade in seiner Naivität aufschlussreiche Erinnerungen gespeichert hätte. Doch er war im Begriff, den Ort zu verlassen, an den er gehörte – oder vielmehr den Ort, wo er platziert hatte, was ihm gehörte. Also keine Dekonstruktion ohne Lust und keine Lust ohne Dekonstruktion.
Die Sklaverei seiner Zeit wurde durch dreierlei Gesetze geschaffen: Boden, Steuern und Eigentum. Aber die Klassen waren verschwunden, die Schlüsselbegriffe hießen nun mehr „Inklusion“ und Exklusion“. Will man sich aber in die Gründe und Erscheinungsformen dieser „Verschiedenheiten“ vertiefen, muß man erst wissen wie man streitet und wann man Dinge loslässt.
Jede Generation bildet sich ein, für die Liebe hat die letzte Stunde geschlagen. Doch allmählich vertieft sich die Verwandlung: Sie führt zu einem anderen Leben, daß mit großer Empathie dargestellt wird. Unter Substanz wird x* das verstehen was in sich ist und durch sich gedacht wird. Nur törichte, meist verdrängte Askese veranlaßt einige, weiterhin an einem Übermaß an Arbeit zu bestehen. Doch völlige Freiwilligkeit ist nur möglich beim Bewußtsein wachster Selbstverantwortlichkeit und bei lebendiger Pflege gesellschaftlicher Gegenseitigkeitshilfe. Gleichzeitig lässt die trickreiche Beziehung zwischen Kultur, Ökonomie und politischen Strukturen daran erinnern, daß das Projekt nur dann gelingen kann, wenn es nicht nur ein exklusives Projekt einer Handvoll Intellektueller bleibt. Die Kräfte des Rausches für die Revolution zu gewinnen, darf nicht nur der Sürrealismus seine eigene Aufgabe nennen. Denn bezogen auf unsere geliebten „Gauner*innen“ und „Räuber*innen“ müssen wir auch die Frage nach der repressiven Rolle des Strafens neu stellen. Ihr Kommen trifft zufällig mit einem Traumgesicht zusammen, das ich gestern Nacht hatte.
Der Mensch ist ein Effekt einer politischen Anatomie und kann nicht unabhängig von den Prozeduren, die ihn generieren, gedacht werden. Der unmögliche Schutz vor dem Prekärsein findet ein Äquivalent in gouvernementalen Konzeptionen von Sicherheit, die sowohl politisch, als auch ökonomisch ein Restrisiko kalkulieren. Die Angst kommt später. Dieser lebende Abfallhaufen, wo die Würmer und Ratten graben. Die Erinnerung daran macht nur böse und aufgebracht und die Lust verkommt zum Nebenprodukt des energetischen Systems. Warum also darüber schreiben? Das Leben bleibt ein Käfig aus leeren Worten. Daraus zu Erwachen ist die dialektische, korpenikanische Wendung des Eingedenkens: Wir werden niemals erfahren was die Pirat*innen bekommen könnten, wenn sie direkt vom Diwan beauftragt werden würden. Diese winzigen Fragmente treiben einfach durch die Meere, wo sie von unterschiedlichen Organismen aufgenommen werden und eine giftige Wirkung entfalten.
Ihre Hoheit wird zufrieden sein. Es ist für alles gesorgt. Wir werden die Hunde killen. Das Gesetz selbst sagt, dass sie ausgeschlossen werden müssen.
Aus einem chaotischen, verstörenden und bewegenden Durcheinander von Gründen organisieren wir durch den Willen zur Beteiligung die Isolierung aller in der Menge und errichten die Tyrannei der gemeinschaftlichen Illusion. Was einst Paradoxie, Leichtigkeit oder auch Frivolität war, wird ins Zynische verzerrt um dann der Ablehnung zu verfallen, bis ihre gesamte Persönlichkeitsstruktur der kybernetischen Religion des Marktcharakters entspricht.
Aber ich bleibe ein verliebtes Blatt Papier – mit einer allumfassenden, allgemeinen, unspezifischen, konturlosen, abstrakten Liebe.
Denn auf der Basis isolierter Zitate lässt sich ewig streiten.
Die Endlichkeit des Kapitalismus als historisches System zu betonen ist wichtig und gut. Aber damit sich das Prekariat seiner Kraft bewusst wird, muss es die Vorurteile der christlichen, ökonomischen und liberalistischen Moral mit Füßen treten. Es muss zu seinen Instinkten zurückkehren und die Faulheitsrechte verkünden, die tausendfach edler und heiliger sind. Das eigene Dasein ist, was es ist, gerade und nur in seinem jeweiligen „Da“.
Zeitverschwendung ist ein intendierter Akt der Intentionslosigkeit. Diese Kampfform hat eine äußerst einschneidende Wirkung. Wir treiben dahin und fischen nach poetischen Fakten die unsere Erfahrung des „Realen“ intensivieren und verändern werden. Nicht vernebelnd-rechtfertigend sondern revolutionär-kontrastierend.
Macht die Augen zu.
Denn die Nacht gebiert den Schlaf und nach dem Knirschen im Getriebe kommt der Stillstand.
Auf der Ebene der bildlichen Darstellung kann der Künstlerstar zum einzigartigen, scheinbar perfekten Gegenstand des Begehrens werden, aber als Stilrepräsentant eignet er sich – anders als der Werkproduzent im traditionellen Sinne – zur Imitation durch die Betrachter*innen, die zum Beispiel die Accesoires und Posen übernehmen. Diese Existenzweisen werden immer auch in vorauseilendem Gehorsam antizipiert und mitproduziert. Doch dieses Außerhalb wird als wahr erkennbar: die Trunkenheit ist diese Wahrheit, dieser so sichere Wahrheitsgeschmack, den die geistigen Gegenwärtigkeiten haben, die im Kommen schon entschwinden. Und bald verlieren sich ihre trompetenden Atemstöße zwischen Auslagenlosen Wohnblocks, wo gerade diverse Abendessen serviert und die Zeitungsneuigkeiten verschlungen werden.
Es sind die Kreativitäts-BeraterInnen und PlanerInnen, die jene Oper komponieren, in der sie auch die Hauptrolle spielen wollen. Zunächst saßen sie wie erstarrt, dann kamen sie mit beträchtlicher Geschwindigkeit auf uns zu, wobei sie zischende und bellende Laute ausstießen. Doch ihr Chor ist nicht ein Repräsentant des Kollektivs. Sie haben gelogen. Du bist was du bist. Vergiss es. Denn du kannst diejenigen nicht bewußt hintergehen, die du gefühlsmäßig immer noch zu entlasten suchst, obwohl du intellektuell nicht mehr mit ihnen übereinstimmst. Aber das Denken – die Reflexion – vollendet sich in uns nur im Exzeß.
Don’t tell me the moon is shining; show me the glint of light on broken glass. You don’t write about the horrors of war. No. You write about a kid’s burnt socks lying in the road. Because for the poet, the world is word. Words. Not that precisely. Precisely: the world and words fuck each other. Words can be like X-rays if you use them properly — they’ll go through anything. You read and you’re pierced. Don’t bend; don’t water it down; don’t try to make it logical; don’t edit your own soul according to the fashion. Rather, follow your most intense obsessions mercilessly.
And by the way, everything in life is writable about if you have the outgoing guts to do it, and the imagination to improvise. The true alchemists do not change lead into gold; they change the world into words. Even if the road to hell is paved with adverbs I will find the right words one day, and they will be simple. I will write what should not be forgotten.
Der Verwaltung einer großangelegten molaren Sicherheit entspricht eine ganze Mikroverwaltung von kleinen Ängsten, eine permanente molekulare Unsicherheit, so dass die Parole der Innenminister lauten könnte: Du bist nur ein trüber Schatten, ein harter Kern aus Gleichgültigkeit, ein neutraler Blick, der die Blicke flieht.
Sie wollen keine Geschichten, kein Werden in der Bildung gelten lassen. Wie Alchimisten experimentierten sie mit Ölen und Lösungsmitteln, bis die Haut in ihren Gesichtern, wie die eines alten Mannes aussieht, der ein Nazi geworden ist. Angespornt durch den Kalten Krieg und die Hexenjagd, jagen jene Soziokybernetiker somit unablässig das „Pathologische“ hinter dem „Normalen“ – die Kommunistin, welche in jede* von uns schlummert.
Aber auch wenn wir marginalisiert werden, wird die Marginalität doch eine magische Aura gewinnen. Es ist genau so wie bei einem Finger, der in Richtung Mond zeigt. Du darfst dich nicht nur auf den Finger konzentrieren, denn ein Ziel ist nicht immer zum Erreichen da, oft dient es nur zum richtigen Zielen.
Deshalb lass uns alles nehmen. Diese Perlen werden bei Tageslicht besser sein als in den Gräbern alter Fürsten. Denn ist man beim Nichts-Tun angekommen, bleibt nichts mehr ungetan.
Affirmierend: Darum wollens alle werden.
Negierend: Bannon ist kein Journi.
Kritisierend: Schizokatzendada.
Differenzierend: Leider ist «Arschloch» kein Qualitätsmerkmal.
Did you know that „Dammit I’m Mad“ spelled backwards is „Dammit I’m Mad“?
Als wir noch Kosaken waren, überdauerten die zweiunddreißig Zeilen dieses Gedichts in geheimen Aufzeichnungen, die schwersten Jahre der Autor*innen hinter dem Stiefelschaft. Die Rechtsparteien hatten schon damals grossen Zulauf, als zwischen den traditionellen demokratischen Parteien keine deutlichen Unterschiede mehr erkennbar waren. Ruhig und heimlich fiel zunächst der Schnee, eine schöne weiße Hülle und wurde dann den Menschen, die sich hinauf in diese Gletscher verirrten zur weißen Finsterniss.
Eine Zeit in Trauer. Man hörte alle möglichen Laute. Ein vielstimmiges an- und abschwellendes Röhren, Bellen und Grunzen. Auch der Pinguin öffnete seinen Schnabel. Seine Geduld war dünn und seine Worte waren kurz: Neeext!
Nichts bleibt statisch, alles ist im Fluss, was wiederum die religiösen Autoritäten kaum goutieren können. Und wenn jemand auf hyperbolische Weise diese phallozentrischen Diskurse oder diese phallozentrischen Verhaltensweise inszeniert, wird stets der „Ursprung“ verherrlicht und aus Kontingenzen, scheinbar unabänderliche, außerhalb der menschlichen Machtsphäre stehende Gesetzesnormen gezimmert.
Qualifizierter Diebstahl wird mit dem Tod bestraft und wo gehorcht wird, ist keine Freiheit. Weswegen auch die instabilen kolonialen «Identitäten» sowohl die kolonialistischen, als auch die nationalistischen Begehrlichkeiten stören, die beide ein einheitliches Subjekt anrufen. Doch das gehört insgeheim zu dem verabredeten Plan der doppelten Klinke. Die Festung soll von innen und von außen aufgeklinkt werden. Nur Wände und Türen und Schlösser an den Türen. Lediglich der französische König ergötzt sich noch an einem Ensemble kostümierter Schweine, die zur Dudelsackmusik tanzen, so als wären sie Parallelogramme für Produktionseinheiten. Um diese Passagen zu verstehen, versenken wir sie in die tiefste Traumschicht. Denn wenn der Körper im Schlafe ruht, bleibt zugleich der Geist mit ihm im Schlaf versenkt. Auffällig und gas-grün.
Dass der Name der Autoren auf den Büchern steht, ist zwar Sitte und fast Pflicht; doch es ist eine Hauptursache davon, dass Bücher so wenig wirken. Alles ist vergangen, wenn der Akt des Kaufens vorüber ist. Aber nichts ist beendet. Die Einbrecher*innen sollen eigentlich noch was zum Feiern haben, wenn sie den Destruktionsprozess der heterozentrischen Ordnung in Gang setzten. Doch die nominellen Herrscher sind verspielt in ihrer Grausamkeit.
Wenn sich die Kritiken der humanistischen Figuren und des Subjekts im zeitgenössischen Denken überlappen – auch über eine ökonomische Anrufung hinaus – treten wir ins Halbdunkel und die Feuchtigkeit der schmalen Strässchen, wo es nach Fisch, Katzenpisse und alten Dingen riecht.
In jedem dieser Augenblicke spulen unsere Zellen Rotinen ab, die bereits im Archaikum existierten. Aber der blutige Fingerabdruck eines Mörders sagt mehr als der Text.
Ein paar Wochen später, es mögen auch ein paar Monate gewesen sein…
… ich muss zunächst definieren, was Zufälligkeit ist und wie sie sich zum Chaos verhält.
Nun, ich mag Umarmungen.
Ich mag Wärme,
und zugegeben, ich mag den Schlaf.
Die Augen sind schwer –
Das Hirn denkt verlangsamt in diesem Zustand.
Ist eingesunken in sich selbst.
Ein Phänomen von Koexistenzen und eine Vielfalt von Perspektiven…
Vielleicht markieren genau diese Zustände das Entrée in die ontologische Differenz. In die Lücke. In eine Dimension in der Glück, Schmerz und Ängste ohne die Legitimation durch die Realität auskommen, denn sie sind selbst real. Sie betonen die Tatsache, das Kunst nicht in einem Leerraum entsteht und brechen mit der immer noch weit verbreiteten romantisch-kapitalistischen Vorstellung, nur Informationen zu verarbeiten ohne den eigenen Körper in Gefahr zu bringen.
Ein Sprung in der Wahrnehmung
Ein Astloch gefüllt mit Gold
trocknen mein ausgekochtes Tagebuch.
Die Waschung löst Kontakte; sie isoliert Augenblicke zwischen Blutbad und Festmahl. Im Bekenntnis zu Gemeinschaftsformen, die es erlauben sich frei zu entfalten, und wo die Solidarität mit Anderen als Bedingung für diese Entfaltung verstanden und geschützt wird, dort gibt es keine passiv betrachteten Zeichen mehr. Doch ob Karnevall oder Schlittenfahrt, wenn nichts auf die Tafel kommt, bleibt die Beteiligung meist mager. Die Subjektivität des plaisir fällt als Leben jede* zu, aber sie ist kein Individuum und nicht abgetrennt von Kontexten möglich. Dennoch ist sie jederzeit teilbar.
Kotverkrustet und ausgemergelt wankt ein graues Heer durch graue Strassen – und wir wanken mit.
Mann hat nicht vor dem Sterben Angst, sondern davor zu verlieren, was man hat: seinen Körper, sein Ego, seine Besitztümer, seine „Identität“ – man hat Angst in den Abgrund der „Nichtidentität“ zu blicken – Angst verloren zu gehen. Wie in einem Haus, wo die Menschen mit trübem Blick durch das Fenster hinab auf die Sackgasse schauen, die verlassen ist wie ein Friedhof. Sicherlich kämpft man in einer Demokratie für die Mehrheit, doch stellt man dabei immer wieder fest, daß die Mehrheit als heiliges Wesen immer unrecht hat. Denn ihr Konformismus ist seiner inneren Natur nach stets brutal repressiv.
Doch seine volle Leuchtkraft erhält ein Trinkgelage erst im Horizont der späteren dunklen Ereignisse.
Es gibt viele lange Wintertage – und dann wissen wir nicht mehr worüber wir sprechen sollen. An der Verfallsgeneigtheit liegt es, dass das faktische Leben meist nicht als dieses gelebt wird. Ideologie bleibt also übrig, die bloßer Schein, bloße Lüge ist. Und so besteht, angesichts der doppelten Verrücktheit der Arbeiter*innen, sich durch Überarbeit umzubringen und in Entbehrungen dahinzuvegetieren, eine Abstraktion des Lebens die auf der geheiligten Symbolik der Bequemlichkeit beruht, vermittelt von der Priesterschaft der Stars deren überlebensgrosse Abstraktionen unsere Werte beherrschen und unsere Träume bevölkern. Es ist bezeichnend, dass die ersten Hipstermeerschweine der anti-tayloristischen Neuorganisation der Arbeit in den USA losgelassen wurden. Wir haben es zu tun mit Unternehmen, die tatsächlich behaupten der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Die Jogger*innen ersetzen die Stechuhr durch die Stoppuhr und im Fitneßstudio erlebt die Tretmühle ihre postmoderne Renaissance. Selbst das Sexualleben orientiert sich an DIN Normen der Psychologie und an Konkurrenzmaßstäben der Porno Industrie. Alle verschwenderischen Spielarten der Lust, die nicht auf Gewinn oder Erhalt abzielen, werden sozial geächtet. Genauso die Manöver, die Operationen, die Vorgehensweisen und Techniken der Kunst, die sich in den weiten Räumen des Schlafs entfalten.
Heute ist man überall aufgefordert sein Inneres darzulegen. Deterritorialisierung muss sich hier exakt auf die Unterbrechung des gesamten Zeitregimes beziehen, nicht nur desjenigen, das die Arbeit und die Freizeit als getrennte Territorien regiert, sondern desjenigen, welches das gesamte Leben umfasst. Die Intervention dieses Typs geht über den Kunstskandal der Avantgarden hinaus. Am selben Punkt des Absoluten, an dem sich jede Äusserlichkeit und jede Innerlichkeit auflösen, entsteht auch der Exzess.
Der politische Himmel über den Vereinigten Staaten wird von düsteren Wolken verdunkelt und die Vorzeichen Tag für Tag beunruhigender. Der gewöhnliche Arbeitsmolch? Der wurde als Kind von Kant, Hegel und Sartre zurückgelassen. Denn wenn der Papa ins Waldviertel mochte, half kein Herrgott. Es ist klar, im Kontext liberal gouvernementaler Selbst-Techniken bedeutet das Attribut ‚eigen‘ stets einen Besitzindividualismus. Keine Elfen. Kein Weihnachtsmann. Kein Zauberland. Und die Silhouette einer Ratte zeichnet sich in der offenen Tür ab.
Am Anfang war das Chaos fließend und ruhig. Merdre! Die Revolution ist zu Ende. Der Aufstand allerdings möglich. Wir konzentrieren unsere Kraft auf temporäre Machtwellen und vermeiden jegliche Verwicklungen in permanente Lösungen. Wenn ein Text mit einem anderen zusammengeschnitten wird, entstehen zahlreiche Wurzeln, sogar wild wachsende Violen, Villen, Vipern und Visagen, bevor sie sich auflösen und alles von neuem beginnt. Das Shanzai schöpft voll aus diesem Situationspotential. Ausserdem hab ich Glück, denn ein berühmter Rock Star kommt in das Lokal und zieht ein Bündel Hundert-Dollar-Scheine heraus. So hat sich schließlich herauskristallisiert was als dritter Weg des Sozialismus bezeichnet wurde. Doch die Authori*nnen haben den Mund zu halten wenn ihr Werk den Mund auftut.
5 Cerveaulats in Stücken geschnitten in Butter und Öl anbraten (grosse Pfanne) – auf die Seite schieben; dann 4 Zwiebeln grob geschnitzt und 1 roter kleingehackter Pepperoni andünsten – auf die Seite schieben; 1 kg geschnittene Kartoffel anbraten und dann alles mit viel Paprika überstreuen und ein bisschen Curry-Pulver dazu, viertel bis halber Kaffeelöffel. Dann mit 5 dl Bouillon ablöschen, Tomatenpüree dazu, köcheln lassen, mit Wasser schauen und Pfeffern. Vor dem Servieren mit saurem Halbrahm verfeinern und aufwärmen – dann mit Brot!
vierhundert ein undvierzigmillionenfünfhundertundviertausend
jen aaaa seits
haha
a a
gggöööö bbbduiii also sprach ah ah ah ah ah fritz die taube nuss !
ça baise, ça mange, ça chie
z
zürcherstrasse 2329, binz
are you dumb?
bouche bouche a la la qui no ce ça
es ist so: sa monsch, sa bäs, sa schie
lö konfli dö la busch e la serwell
Stürme ziehen auf und zerren an den Heringen, welche die schützende Blache am Boden halten. Flüchten ja, aber wohin, wenn nicht auf dem offenen Feld mit einer geladenen Flinte zu erfrieren. Man kann auch mit dem Kolben behelfsmässig geschnitzte Pflöcke einschlagen. Ein Blick auf die zusammenhaltenden Seile lassen noch auf ein paar Augenblicke hoffen, bevor der Wind das stoffliche Firmament davonträgt. Das Feuer hat die letzten Holzscheite aufgezerrt. Nur noch ein Gott kann uns retten. Doch diese Hoffnung wird eine grausame Hoffnung bleiben. Die Entwerdung hat bereits eingesetzt und reisst an den individuierten Teilen die im ausströmen, verschmelzen und jeder Zuschreibung und Erkennbarkeit fliehen. Erschöpft und der Neuschöpfung Platz gemacht. Welten zerstören, statt neue schaffen. Oinkologie. Die neuen Welten erschaffen sich selbst. Hineni, hineni, hier bin ich, die Lobotomisten können kommen.
Der vereinsamte (desolate) und der verwüstete (desolate) Körper ist per se voll und kapazitär erschöpft. Auf seiner Oberfläche tummeln sich Myriaden von zerstreuten, dionysischen und organischen Monstern, die sich ausbreiten, ihn überziehen und ihm seine Attribute anheften – ohne, dass er zu ihnen wird. Verschwinden diese, bleibt nur noch Desolation und Erschöpfung, eine glatte Oberfläche, unwahrnehmbar. Gelegentlich rast ein Schwein im Schweinsgalopp durch die Leere und grunzt, erschafft eine prekäre kleine Welt, die wieder in sich zusammenfällt. Schwarze Löcher reissen Durchgänge in den Körper, die Intensitäten verdichten und Transdispositive erschaffen, ohne Inhalt und Ausdruck. Die letzten lebenden Organismen werden aufgelöst und aufgesogen, während die einzelnen kleinen Partikel auf der Oberfläche als Staub und Sand verteilt werden. Kontingente Sandburgen laden ganze zukünftige Biestiarien ein, sich in ihnen einzunisten, bis sie sich wieder auflösen. Jäger legen an, schiessen Pfeile in alle Richtungen, werden gefressen und ausgespuckt, fressen und spucken aus. Krieger kriegen. Der letzte Mensch. Grunz, fertig aus. Morgen ist vielleicht auch noch ein Tag.
Die Zeit der Aufklärung ist endlich vorbei, wir leben in einem postfaktischen Zeitalter, wo die Wahrheiten nichts mehr gelten und die Lautesten endlich wieder Recht haben. Es gibt jedoch sehr wohl Unterscheidungen, wenn es, sagen wir mal, um diese Fakten geht, von welchen die Postfakten-Vertreter_innen sprechen. Die Medien. Der Wahlkampf. Die Politik. Vielleicht hilft ein kleiner Blick hinter die Kulissen, die Medien (müsste man eigentlich, um keine Fakten zu verdrehen, auch aufzwirbeln) sind getreu ihren Kunden verpflichtet, also den werbetreibenden Unternehmen; der Wahlkampf (hier ist natürlich sowas gemeint, bei dem Köpfe gewählt werden) ist genauso treu zu seinen Kunden, also den Lobbys und Geldgebern (beim Trumpeltier noch offensichtlicher, da fast schon transparent ist für wen er arbeitet, nämlich für sich und seine Milliardärsfreunde); in der Politik ist das Problem der Fakten schon seit der Erfindung dieser lustigen Betätigung des Politisierens als Doxa bekannt, man könnte es auch Meinung nennen. Anders formuliert richtet sich diese Doxa aber gegen Wissenschaftlichkeit einerseits und andererseits ist die heutige Ausprägung ein veritabler Anti-Intellektualismus, wobei es nicht ganz so einfach ist, wie der Bertold das sagte, Fressen kommt vor der Moral. Nicht einmal neue Welten werden ausserhalb der Fakten imaginiert oder erfunden, sondern lediglich vermieden auf seine eigenen kleinen Füsse zu schauen und um diese nicht bewegen zu müssen: Quasi eine Real-Life-Info-Bubble, bei der jegliche Information genauso aussieht, wie alles andere auch, nur nicht denken, man könnte ja ausversehen noch etwas verändern.
Absolut sicher ist, so scheint es, dass nichts absolut ist und sicher schon gar nicht. Dieser Rahmen kreist um das Lebendige, einer ständigen Konfrontation mit der Zersetzung, eines möglichen abrupten Endes, kleinen, wiederkehrenden Tode, welche die Beständigkeit langsam auflösen. Die Affirmation des Lebens als erstes und die Erfindung des Lebens als zweites sind nicht paradox oder die positive Negativität der relativen Unsicherheit, sondern dessen Ausdruck. Nichts lebendigeres als der Tod, real oder virtuell, aktuell oder potentiell. Erst durch die damit eintretende Differenz wird Lebendiges zum Leben, zu einem Leben. Ein singuläres Leben, das sich durch die Tode strauchelt und damit Leben bleibt.
Mit kognitivem Verstehen alleine hat Philosophie oft nicht viel zu tun. Klar gibt es schwierige, abstrakte Konzepte, Begriffe in esoterischer Sprache und vieldeutigen Neologismen. Es gibt jedoch auch einen anderen Zugang, einen pragmatischen, kriminologischen. Wie Deleuze vorschlägt, muss ein Buch drei Funktionen erfüllen: einen Irrtum aufzeigen, fehlender essenziellen Erkenntnissen ihre Fehler herausarbeiten und ein neues Konzept, einen neuen Begriff erfinden. Dies hört sich wiederum ziemlich langweilig an. Doch lässt sich Philosophie nach genau diesen Kämpfen und hinterhältigen Morden lesen, mit einer neugierigen Frage «Was ist passiert?». Welches monströse Konzept hat dem anderen das Messer in den Rücken gestossen, wie und wer? Natürlich geht es dabei nicht einzig um die Autorinnen-Individuen, die ihre Konzepte-Pokémons aufeinander loslassen und dann Wetten abschliessen, sondern um eine Geschichte des Denkens. Die wie jede Geschichte eher aus ihren Fluchtlinien besteht als aus ihren Widersprüchen, mehr aus Intrigen, Morden, Verschwörungen als aus einem antagonistischen Herrschaftsverhältnis. Nicht nur die Heere der grossen weissen Männern können Welten zerstören und erfinden, sondern ein kleiner Stich am richtigen Ort hat genauso ihren Moment. Wie Nietzsches Pfeil, der abgeschossen und von irgendjemanden gefunden und aufgespannt werden kann, ist diese Bewegung keineswegs linear, sondern verkompliziert sich in ihrer unzeitgemässen, abrupten Bewegungen. Manchmal wirkt ein philosophisches Gift erst Jahre später und verbreitet sich dann wie ein Virus, manchmal passiert auch nichts.
Die Frage scheint gerade in den letzten Wochen etwas utopisch, doch möchte ich sie trotzdem stellen: Kann links regieren? Dies soll keineswegs reine Polemik sein. Wenn ich nur wüsste was dieses links denn noch bedeutet, bevor es regieren könnte. Nun fängt es aber schon an, dass es kaum mehr möglich ist zwischen links und rechts in dem Sinne zu unterscheiden. Na gut, tendenziell sind die Linken zumindest näher an den klassisch revolutionären Flaggenfarben (stimmt im Falle vom Land der untergehenden Sonne nicht einmal) und die Rechten werkeln lieber an einem eigenen Thron (dies wiederum schon). Aber hört man von denen, welche sich innerhalb der classe politique je eines dieser Labels anhängen immer ein bisschen von demselben. Mit Ausnahme von den Schreihälsen, welche sich als die grossen Revolutionäre fühlen, gegen die Medien und den verweichlichten Staat wettern, jede Woche spazieren, gelegentlich Unterkünfte von Flüchtenden anzünden, sich bewaffnen und Präsidenten stellen. Die Frage einer hypothetisch regierenden linken löst sich dabei fast vollständig auf, einerseits durch den Rechts-Mitte-Irgendwas-Brei von dem die kaum unterscheidbare Politik jenseits der faschoiden Rechtsrütschlern herumdümpelt und andererseits einer leeren Stelle, wo man die dialektische Gegenposition vermuten würde. Vielleicht – um mich um die Definition eines verstorbenen Franzosen von links und rechts zu bemühen, wonach rechts bei sich selbst anfängt, und links beim Horizont – müssen wir an den Grenzen der Politik und wieder mehr im Politischen suchen. Am Horizont statt im eigenen kleinen Garten. Und nicht vergessen, rinks und lechts darf man nicht verwechseln.
Das Wasser ist braun, wie die Luft, die sich um mich herum bis über den Horizont türmt. Ich trinke viel davon, denn ich bin durstig und es ist einfach. Trotz des ganzen Drecks ist das Wasser ganz leicht, kaum zu unterscheiden von der Luft, in der ich kaum die Ringe an den Fingern meiner ausgestreckten Hand sehe. Ich brauche nur den Mund zu öffnen und etwas davon in mich hinein zu saugen, um meinen Durst zu stillen, mich etwas sicherer zu fühlen. Das ist gut, hier fühle ich mich wohl, auch wenn das Wasser manchmal steigt und mir vom Hals über die Ohren fliesst. Dann muss ich Wassertreten oder sogar schwimmen, was schwierig ist, weil ich lieber da bleibe, wo ich bin. Ich habe keinen Sinn zur Orientierung, weiss also auch nicht, wohin ich schwimmen soll. Manchmal glaube ich Rufe von weither zu hören oder Lichter, wenn es dämmert. Dann fällt mir wieder ein, dass ich ja ganz alleine hier bin und es keine anderen geben kann. Wenn das Wasser dann wieder gesunken ist, gehe ich also etwas rückwärts, um wieder meine ausgetretene Stelle zu finden. Manchmal geht es jedoch sehr lange, bis das Wasser wieder sinkt und ich spüre wie mich Strömungen erfassen. Ich kämpfe sehr dagegen an und bin danach sehr erschöpft und möchte mich hinlegen. Manchmal höre ich auch etwas wie entfernt stürzendes Wasser. Dann kriege ich immer ganz viel Durst und trinke so viel, bis ich mich wieder sicherer fühle. Durch das viele Trinken habe ich auch eine sehr grosse Blase, die den Grossteil meiner Innereien ausmacht. Alles was mich nährt, ziehe ich aus dem Wasser und der Luft, die ich kaum unterscheiden kann. Unentwegt entleere ich meine Blase und hoffe, die Strömung trägt es fort. Nicht, dass ich mich vor meinen Ausscheidungen ekeln würde, nein nein, eher im Gegenteil. Ich mag nur nicht daran erinnert werden. Manchmal stelle ich mir vor, dass ich den Horizont sehen könnte und festen Boden unter den Füssen hätte und wie bedrohlich das Licht und die Kälte sein müssen, wenn Wasser und Nebel weg wären und bin froh dass es nicht so ist.
Ein mediales Sausen in den Ohren, Bullshit-Klick-Baiting und tagesaktuelle Erschreckensmeldungen – der erste Blick täuscht nicht, die Welt ist schlecht. Doch das wissen wir auch, wenn wir Schopenhauer lesen. Also, warum lesen wir das Zeug denn überhaupt und warum ist der heutige Journalismus so doof. Dafür braucht es vielleicht ein zweiter Blick darauf, was passiert, wenn wir auf einen solchen Artikel klicken. Ja, genau, erraten, wir produzieren Werbegelder, also, wir arbeiten. Und wie es so ist mit der Arbeit, sie darf nicht zu anspruchsvoll sein und nicht zu langweilig, aber mögen muss man sie nicht. Headline ohne Auflösung, Katzenbild, IQ-Test, bisschen Sex, Mord, Totschlag, böse Flüchtende und Erdogan, eine gute Mischung für einen abwechslungsreichen Arbeitstag. Aber Arbeit ohne Lohn? Das nennt man heute nicht mehr Sklaverei, sondern Konsum.
Netzmedienwoche: fing an mit einem EM-Finale, bei dem ich die Entscheidung verschlief und einigen dämlichen Artikeln darüber, warum man Ronaldo jetzt mögen muss, auch wenn man ihn vorher nicht mochte. Dann zwei Tage Pokemongo-Dauerbeschuss, obwohl das Zeug noch gar nicht erhältlich war und trotz der Tatsache, dass das Zeug schon in den 90ern peinlich war. Schließlich eine Amokfahrt mit knapp hundert Toten, von dem die Hintergründe bis anhin völlig unklar sind, dafür mit Bildern und rassistischen Einordnungsversuchen angereichert, die ihrerseits selbst eine terroristische Wirkung entfalten, Reichweite unbeschränkt. Zu schlechter Letzt ein Militärputsch, der noch in derselben Nacht Verschwörungstheorien in die Liveticker spülte, gefolgt von Kommentargeschreibsel, das «nuscheln» heißen würde, wenns gesprochen worden wäre.
Zusammengefasst: Tagesjournis bringen Werbung für multinationale Konzerne und Vereine, es sei denn, es gibt irgendwo Blut, viel Blut, weil dann kräftig hyperventiliert und in endlosem Buchstabendurchfall noch die letzte Legitimation der Kategorie «aktuelle Berichterstattung» an die Wand gefahren wird.
Ruhe ist, wie man nach einer solchen Woche merken kann, übrigens auch im Journalismus eine Qualität, was Zeitungen wie die Woz oder das Lettre International immer wieder beweisen. Der freie Zeitraum könnte zum Überlegen gebraucht werden.
Lasst uns nicht nur die Äste, auf denen wir sitzen, abschlagen, sondern auch die Bäume, die uns trügerischen Überblick bieten und auch die Leitern, die uns empor gehoben haben. Das ist viel Holz vor unseren Köpfen. Holz, das anderswo nötiger wäre: Als Schutz spendender Unterstand, Häuser der Freundschaft, Quartiere des Gemeinsamen, rhizomatische Brücken…
Die Fabrik ruht in Erwartung, teils Vorfreude, teils Verausgabung. Schwanger mit den Produkten des abschließenden Jahrgangs tritt die Maschine ihre Blüte an, auf dass die Ernte reich werde. Wut ist denen fremd, die in ihrer konformen Artikulation nach diskursiver Anerkennung streben. Sie wollen geerntet werden. Selbst die kritischen Blüten sind gestutzt und alles Gift, alle Dornen in Gefässen entschärft, die sie gut verdaulich oder zumindest uninteressant genug machen, um ihre Wirkung zu entfalten. Auch hier wirkt die Droge der Unterhaltung einzig am Besten. Nur über das Spektakel kann eingeschleust werden, was niemand wahrhaben will.
All das Buhlen verkommt zur Farce, zeigt man auf die Fabrik und ihre Zwecke.
Widerspricht die von Deleuze empfohlene philosophische Einsamkeit dem Wunsch nach Vernetzung, zusammen zu diskutieren und zusammenzukommen auf Plätzen die früher Allmende waren, und heute einem kapitalistisch motivierten Standort-Patriotismus folgend, allesamt klinisch reinen Anti-Räumen zu gleichen haben? Was hat demgegenüber die repressive Logistik der Bullen zu bedeuten, welche solche Zusammenkünfte unterbindet, es sei denn diese beschränken sich auf «privaten Raum»: Vorsätzlichkeit, Willkür oder Zufall? Ist das nicht weiterhin der uralte Traum einer vollkommen regierbaren Stadt; die biopolitische Regierungskunst, welche suggeriert, uns alle vor der Pest zu schützen?
Wo ist die gemeinsame Mitte, das Teilbare, wenn nur mit Leuten gesprochen wird, die eh schon gleicher Meinung sind? Außerhalb? Müsste man Ideologie und Propaganda entwerfen? «Bullen ja – Bildung nein»: liegt hierin das gemeinsame neoliberale Problem? Sollte man auf jeden Fall bei denen ansetzen, «die es nicht mal merken»?
Reicht dazu eine frühsommerabendliche Diskussionsrunde, während nebenan die Reinigungs-Brigade der Stadtwerke den inexistenten Dreck des nachmittäglichen Flohmarkts zu verräumen genötigt ist? Einigkeit braucht heute wahrlich niemand mehr, die Jugend will kritisch sein mit beachtlichem ethos, was irgendwie gefühlsbasiert zu sein müssen scheint. Der Blick nach Paris ist notwendig. Neben der Nobelkulisse für Bollywoodhoneymoons läuft das Absurde, eine eigentlich Stärke, in die Gefahr, in Niedlichkeit abzudriften. Neben Kastenwägen, die in gefühltem dreißig-Sekundentakt in Slow-Motion passieren, inmitten einer Art legalisiertem Ausnahmezustand (oder frz. «Notstaat»), ist es die Verwirrung stiftende Sichtbarkeit inmitten des Hotspots für die «Best of Switzerland-Tours» – Alpenblick und Seeluft inklusive – welche der kleinen Multitude am ehesten ermöglicht, zu überborden und in einer größeren Symbolik wahrgenommen zu werden.
Die faktische thematische Einsamkeit ist im multitudinären Gefühl, Viele zu sein aufzulösen. Die faktische Position, inmitten der Unmenge an anders Denkenden und Fühlenden, kann z.b. in Misanthropie aufgelöst werden, was als Abgrenzung notwendig sein kann, wie der Nachwuchs weiß.
Doch gilt es beide Faktizitäten zu akzeptieren, und die Reaktionen anzunehmen. Die Rettung liegt darin, alleine in Gesellschaft zu sein, und gleichzeitig (eine notfalls misanthropische) Singularität inmitten mehr oder weniger manifesten Multituden zu sein. Und: der Kampf gegen das, was Neoliberalist*innen als Einziges vom Staat übrig zu lassen gedenken, d.h. der Widerstand gegen Ausnahmezustand und Polizei auf allen Ebenen, ist primär.
Quälereien habens an sich, sie hängen nach. Schuld, wenn es sowas Dummes geben soll, hat aber nicht Erik der Allgewaltige, der diese zwar vorsätzlich unterbreitete. Irgendeiner kaputten Liebe hängt er nach, der Verlassene, und verschreibt minimale Differenz in maximaler Wiederholung – très lent. Ein Rausch, der mit anderen Räuschen in Konflikt gerät und geraten will, sobald diese versucht sind, seine Tragweite zu kreuzen. Die Wellen steigen gegeneinander, kulminieren unendlich und brechen in amokhaftem Chaos. Nicht so die glatt gebügelten Seelen Swamptowns, die mit der unspektakulären Normalisierungs-Gewaltekstase rastern, was die schnappatmenden Sumpfnüstern zulassen. Keine Quälerei in deren Scheißtümpel, ohne dass zuerst einmal Stallgeist beschworen und die Scheißgruben verteilt sind. Doch untergräbt diese faustrollsche Ernsthaftigkeit mit der Konsequenz eines Virus und guerillahafter Präzision den Sumpfboden, bis hin zum point zéro, bis hin zum Scheidungspunkt zwischen Dagebliebenen, Fortgerissenen, da Vergrabenen und niemals zu Hause seienden. Konfligierend wie das Leben überhaupt, mit der Monotonie des altbekannten Absurden, ist es die kompromisslose Melodie, welche die Qual des Umfelds überhaupt erscheinen lässt. Eine Situation, Bukowski zu überfordern, Amorosa zu verwirren, selbst Oblomov zu langweilen, – sogar den Schweinebullen fehlte die Idee, wie mans verbieten kann. Trockener Regen, der Himmel fällt uns unter die Füße und Schuhe fliegen ziellos durch den Raum. Erik, die alte Satteldecke hats in seinem verheulten Lachanfall vorausgesagt: Es braucht alleräußerste Regungslosigkeit, um diesen Scheißsumpf nachhaltig zu fliehen.
Was kannst du am besten? Und was kannst du gar nicht? Was kannst du ein bisschen? Ich überlege mir die Fragen in einem kurzen Moment. Es ist gar nicht so einfach alles mögliche Tun in einer Skala von 0-10 in gut und schlecht zu denken. Was heisst denn schon etwas gut können? Ich kann nur etwas gut oder schlecht im Vergleich zu jemand anderem zu etwas anderem zu einem anderen Tun. Ich kann gehen, aber gehe ich so gut wie jede andere, ich kann atmen, aber atme ich so gut wie du? Wenn aber der Vergleich ausmacht ob ich etwas kann, könnte ich doch einfach etwas machen, was noch nie jemand gemacht hat. Und dann kann ich nicht einmal mehr sagen ob ich es gut kann oder nicht, sondern ich kann es einfach. Es ist fast so eine Antirelativitätstheorie, ohne Relationen ein Tun denken. Das Können ist doch nichts anderes als das Tun. Tun was wir nicht können. Im Tun verschiebt sich genau das was man nicht kann in etwas das man kann, weil man es ja grad macht. Im Tun erschaffen wir die Kapazität, die Möglichkeiten. Ein Experiment, das erschafft, ein positives, schöpferisches Bewegen. Und wenn mich jemand das nächste mal fragt ob ich dies oder das kann, dann tu ich es.
Das Ende des Kapitalismus wurde oft beschworen. Sei es durch das Wissen, das in die Produktionsweise Einzug hält. Sei es durch die Arbeit, die kein Kapital mehr braucht um Mehrwert zu produzieren. Sei es durch Arbeit, die durch das Leben nicht mehr getrennt betrachtet werden kann. Sei es durch die virtuelle Geldmaschinerie, die sich selbst als einziger Mehrwertgenerator selbst reproduziert. Das Schizo-Sei-Es des Kapitalismus. Doch scheint sich ein Weg aufzutun mit Kapitulismus dem Kapitalismus zu begegnen. Ich meine nicht die weisse Flagge, nehmt mich fest und sperrt mich ein. Es ist der produktive Akt des «i would prefer not to» als aktivistische Haltung. Nicht die Kritik als Negation, die Kritik als erschaffendes Moment. Es ist tatsächlich möglich sich (auch wenn nur für Momente) auf der Grenze zu bewegen, mit tanzenden Füssen und lachender Seele. Ich kapituliere. Der Akt der Selbstaufgabe der kapitalistischen Einheits-Subjektivierung, hin zur wunderbaren Kontingenz. Ohne Angst. Ich bin nicht ich. Ich kapituliere. Das kleine Bisschen Territorium, das das Ich sich aus dem Aussen abschliesst um sich vor demselben zu fürchten. Um sich einen Wall zu bauen, der sich ins Innere des Äusseren schliesst. Ich kapituliere. Vor der Trennlinie der Vernunft und des Wahnsinns. Der Körper, der sich nicht einfach überschreiben lässt. Der Körper der tanzt. Der Körper der sich willkürlich sprunghaft ins Leben stürzt. Ja. Ich wünsche mir ein Kapitulismus, der die Brücken einreisst auf denen er wandelt; den Ast absägt auf dem er sitzt. Lass die Wellen kommen und mich forttragen. Ich kapituliere. Die Seele die sich selbst vergisst. Ich kapituliere.
Dort wo das Theater der Repression eingeklemmt inmitten Mama-Papas die kläglichen Vorführungen abhielt, sitzt jetzt die kleine Wunschmaschine. Die Wunschmaschine als Produktion der Produktion, keuchend und stotternd, klein und irgendwie niedlich in ihrer Erscheinung wirft sie grosse Schatten voraus. Das was sie sich ausdenkt, ist das was wird. Erwunschen im Sinne des kleinen Akts der Veränderung. Sie ist unsere Freundin in dem Moment wo wir uns loslassen, kein Zurück, ein kurzer Moment des Flugs vor uns. Der Flug ohne mit den Armen zu wedeln, zuckend um nicht abzustürzen. Hallo, hallo! Hier bin ich und was nun, was ich? Der Blick wird wie durch ein schwarzes Loch abgelenkt in ferne, blendende Lichtpunkte. Lichtpunkte, nicht existierender Stern-Gestirne, aus dem Boden der täglichen Vitalität. Gedanken ohne Geländer, keine Metaphorik, kein Signifikant, keine Wahrheit, kein Ich. Oh, du kleine Wunschmaschine, trage mich (wen?), lass mich stürzen, bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung, lass mich verlieren in den tiefen, dunklen Anziehungspunkte, weg von mir, näher zu mir, weg von hier. Immer weiter weg, immer weiter weg, immer, immer weiter.
Keinesfalls möchte ich dystopisch die Kultur verteufeln, doch es ist offensichtlich, dass das Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche bereits angebrochen ist. Alles scheint kaufbar, das was Mehrwert produziert ist nicht die Arbeit an der Herstellung des Produkts, sondern an dessen Konsumation. Herstellen und konsumieren ist eins geworden. Wir dürfen uns das nicht so vorstellen, dass wir an der Migros-Kasse stehen und den Apfel produzieren, den wir auf das Rollband legen. Und doch ist es irgendwie so. Kein Produkt kostet das was wir bezahlen wegen der Arbeit an der Produktion, sondern wegen der vielen nicht materiellen Arbeit die da drin steckt. Alles wird produktiv und aus allem kann wertgeschöpft werden, weil jede Tätigkeit zu validierbaren Arbeit geworden ist.