Fuoco a CasaPound!
Drei Monate also, so viel Zeit habe ich für meine Recherchen: Das Amt für Kultur des Kantons St.Gallen stellt mir eine Wohnung in Rom zur Verfügung und die Zeit, als erster Kunst-Person, die sich dem Thema «Geschichte und Gedächtnis» widmet. Mir wurde «eine bescheidene Wohnung» versprochen. Die hundert Quadratmeter im fünften Stock jedoch waren die ersten Wochen viel zu gross für mich allein, also habe ich, statt vielleicht jemanden einzuquartieren, der sonst auf der Strasse schlafen muss, kurzerhand die Tür zu einem Zimmer geschlossen. Der Korridor in «meiner» Römer Wohnung ist etwa so gross wie die gesamte Wohnung, die ich vor ein paar Jahren in Paris gemietet hatte. Mittlerweile hat sich der Raum aber gut gefüllt, die analogen Fotografien der Stadtstreifzüge brauchen ihren Platz, daneben die angeschafften Bücher und ausgedruckten Artikel zu 1968 in Rom und der faschistischen Jetztzeit.
Aber alles der Reihe nach: Mein Projekt für Rom war, die Epoche von 1968 bis 1977 genauer anzuschauen, um ein Loch zu stopfen, das dank dem deutschsprachigen Publikationsverhalten nach wie vor eines ist. Mein Anstoss, nach Rom zu fahren, war namentlich die Suche nach feministischen, studentischen Kämpfen und deren einzigartige Verflechtung mit der damaligen Arbeiterbewegung. Ein viel zu grosses Thema für ein einziges Projekt, geschweige denn für ein dreimonatiges. Mit etwas Glück bin ich dann auf Gli Uccelli gestossen, eine kleine Gruppe von verrückten Architekturstudenten, die mit absurden Aktionen auf sich aufmerksam machten und das italienische ’68 um eine humoristische Seite ergänzten. Ich suche also nach Literatur, aber finde kaum etwas dazu, ausser einem Dokumentarfilm, der Ende September Premiere feiert, mit genau diesen Vögeln als Protagonisten. Sofort nehme ich mit den Regisseuren Kontakt auf und statte mein Aufnahmegerät mit neuen Batterien aus. Zuerst brauche ich aber noch das allerwichtigste: die Sprache. Ein Crashkurs in Italienisch soll mich auf das Interview vorbereiten. Während ich mich also in die Thematik einlese, stelle ich fest, dass ich in einem Italien und insbesondere einem Rom bin, in dem gewaltig etwas aus dem Ruder läuft. Während der Suche nach den schönen Utopien des humorvollen Widerstands muss ich nach einigen Tagen erschreckt feststellen: Der Faschismus ist tatsächlich zurück. Nicht nur lerne ich langsam die Sprache in den Zeitungen kennen, sondern immer mehr auch das «Krisengebiet», in welchem ich da gelandet bin: Während es der stellvertretende italienische Ministerpräsident Salvini innerhalb einer Woche schafft, das letzte verbliebene Seehilfe-Schiff für Flüchtende festzusetzen, den Anfang der Roma-Zählungen (hier sind nicht die Römer gemeint) zu verkünden und die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen als Schmarotzer zu beschimpfen, weil sich diese um Rassismus in Italien sorgt, den es gemäss Salvini nicht gibt – dies nur mal die grossen Headlines –, spaziere ich jeden Tag auf dem Weg zur Sprachschule durch das berüchtigte migrantische Quartier Esquilino, in dem ein besetztes Haus steht, an dem Faschisten-Flaggen wehen. Dass die CasaPound ein mir liebes Tier (die Schildkröte) als Wappentier missbraucht, ist nur der Haken am Kreuz.
Ihr habt noch nie von CasaPound gehört, jener neofaschistischen Bewegung, die sich in den letzten Jahren in allen grösseren Städten Italiens eingenistet hat? Vielleicht müsste ich hier aufhören, von den Faschos zu schreiben und von schönen linken Gegenprojekten erzählen, von den sozialen Zentren, den Leninisten, die ihre Zeitung an den Türen verkaufen, aber dazu später, ein bisschen hässliches Rom muss sein. Ich decke mich also mit Literatur ein, verstecke mich im fünften Stockwerk des Ateliers San Gallo im Quartier San Lorenzo, und jedes Mal, wenn ich es wieder verlasse, sehe ich überall nur noch Faschisten. Die Graffitis, die Zeitungsheadlines, die Konzertplakate, der Kickbox-Event: alles Faschisten. Man liest von einer grausligen Anzahl Mitglieder bei CasaPound und dem Blocco Studentesco (der dazugehörigen faschistischen Organisation der Schülerinnen und Schüler sowie der Studierenden). Man liest von Einflussnahme in den Schulen, bei den jungen Arbeitslosen, den Kampfsportlerinnen und -sportlern. Sie nutzen dafür alles, was sich irgendwie mit Jugendkultur verbinden lässt: Es gibt CasaPound-Parties mit Che Guevara auf dem Plakat, antikapitalistische Demos (wobei hier die bösen Ausländerinnen und Ausländer an der Ungleichheit Schuld sind), Besetzungen für mehr Wohnraum in den Vororten. Meine Sinne werden immer trüber und ich sehe in jedem noch so bekannten Symbol, in jedem ironischen T-Shirt ein faschistisches Zeichen. Zum Glück kann ich zur Premiere der Dokumentation 1968 – Gli Uccelli. Das Kino ist bis auf den letzten Platz besetzt. Erst wenige Tage zuvor ist der Film fertiggestellt worden, nach gut sechs Monaten intensiver Gespräche ist ein Zeitzeugenbericht entstanden, der die zwölf Monate der Vögel umfasst. Der Raum ist voller Hippies und junger Enthusiastinnen und Enthusiasten. Ein lauter Film mit vielen Stimmen und viel Oral History. Nicht unproblematisch, ziemlich interessant und für mich persönlich tatsächlich kathartisch in meinem faschistischen Rom. Als hätte sich das Drückende mit der restlichen Sommerhitze etwas verzogen, wandere ich tags darauf durch ein viel wuchernderes Rom. Erst jetzt entdecke ich das Graffiti gleich neben meiner Haustüre: «Fuoco a CasaPound!» Ein paar Tage später steht ein junger Mann vor meiner Tür, spontan denke ich an die Zeugen Jehovas, er will mir aber die Zeitung der studentischen Leninisten verkaufen und auf eine Anti-Salvini-Demo aufmerksam machen. Natürlich kaufe ich ihm eine ab.
Ich lese über einen preussischen Krieg und was Marx darüber denkt, über die progressiven Pläne Chinas und über die Macht der Angst im italienischen Wahlkampf. Ich möchte mich gerne wieder an die schönen 68er-Recherchen machen, aber gleichzeitig versuchen, irgendwas herauszuschälen, das die Zeit überdauern könnte, und sei es nur, um das gefühlte Vakuum der Antifaschisten in meinem Rom aufzufüllen. Medial haben die Faschisten gewonnen, aber dieses Phänomen kennen wir ja zurzeit auf der ganzen Welt. Dies war nicht immer so in Italien.
Im Februar 1968 war das Architektur-Institut der Sapienza-Universität von den Studierenden besetzt. Es wurden jeden Tag Vollversammlungen abgehalten, in marxistischem Sprech wurde beraten, wie die Revolution und das weitere Vorgehen aussehen sollten. Die drei Studenten Paolo Ramundo, Gianfranco Moltedo und Martino Branca fanden wenig Gefallen an diesem klar organisierten, parteilichen, real-sozialistischen Duktus und begannen ganz im Sinne der Situationisten und Dadaisten mit Störaktionen, um auf die «tatsächlichen» Themen, auf das polizeiliche Gebaren der Sprache, der Organisation und der Institution aufmerksam zu machen. Wenn grad keine Versammlung war, sassen sie pfeifend auf den Bäumen. Während der Versammlung öffneten sie ihre Regenschirme, um sich vor dem Blablabla der politischen Vorträge zu schützen oder machten sonstigen Unfug. Eines Tages beschlossen sie, die Kuppel Sant’Ivo der Sapienza zu besetzen. Sie fragten bei den zuständigen Personen nach, ob sie «aus Interesse an der Architektur» Zutritt erhalten – und wurden abgewiesen. In einem zweiten Versuch gingen sie zu ihrem Professor Paolo Portoghesi, schon damals eine bekannte Figur. Ihm konnte der Zugang nicht verwehrt werden und so brachte er die drei Studenten auf den Turm. Als sie nach ein paar Minuten wieder gemeinsam den Rückweg antreten wollten, sagten die Studenten, dass sie hier bleiben werden, da sei nichts zu machen. Und so blieben sie für 36 Stunden auf der Kuppel, während einige Freunde ihre Aktion dokumentierten. Diese Aktion gab ihnen mediale Aufmerksamkeit und Anerkennung bei den Universitäts-Besetzern. Als sie daraufhin endlich die Erlaubnis erhielten, in der Vollversammlung zu sprechen und sich zu erklären, sangen sie als Antwort das neapoletanische humoristische Lied Perché, Ndringhete ndrà und verliessen den Raum. Fortan wurden sie Gli Uccelli (Die Vögel) genannt. Ganz im Sinne der Situationisten war ihr Anliegen, sich nach draussen in den sozialen Raum zu begeben, sich mit dem, was gegenwärtig ist, auseinanderzusetzen und es zu zersetzen, auseinanderzunehmen und gemeinsam an einer neuen Welt zu basteln. Somit widersetzten sie sich all dem, was innerhalb der Studierendenbewegungen standardisiert, organisiert und vereinheitlicht wurde: einerseits die klare Ordnung in der Diskussion, wo ein spezifischer Jargon und die Rhetorik bestimmten, ob jemand reden darf, reden kann und auch gehört wird. Andererseits wollten sie die widerständigen Praxen der Studierenden auf die Strasse tragen, die Kunstwelt miteinbeziehen, sich mit den feministischen Kämpfen verbinden. Mittels performativen, künstlerischen und kreativen Aktionen und einer lebensbejahenden Praxis wollten sie sich mit der ganzen Welt anlegen. Jedoch immer mit genügend Wahnsinn, (Selbst-)Ironie und Erfindung des eigenen Lebens. So fuhren sie beispielsweise nach Berlin in die Kommune 1, wo sie sich inspirieren liessen, oder organisierten Aktionen in Matera, um zu verhindern, dass die Bewohner durch die Regierung aus ihren Steinhöhlen, in denen sie wohnten, vertrieben wurden. Später versuchten sie dasselbe noch in einem Erdbebengebiet, mit wenig Erfolg. Der Film endet hier. Der Widerstand jedoch ging weiter und so auch die Lebensgeschichten der Protagonisten. Gli Uccelli sind ziemlich in Vergessenheit geraten, doch die Form ihrer Aktionen beeinflusste die ganzen 70er-Jahre in Italien: Es gab zum Beispiel die Indiani Metropolitani oder die Kollektive A/traverso und Rhizoma, die die Ästhetik des Widerstandes in der Zeit der Autonomia bis zu ihrem Höhepunkt 1977 prägten. Die einzelnen Uccelli sind in alle Himmelsrichtungen verflogen, in die ersten besetzen Häuserkomplexe in Rom, die Kommunen auf Sizilien oder als Strassenmusiker nach Milano. Kaum jemand hat das Architektur-Studium beendet, die meisten haben ihre Vögel im Bauch weitergetragen, auch wenn es die Uccelli ab Ende 1968 offiziell nicht mehr gab.
Nach der Filmpremiere steht Paolo Ramundo auf, schnappt sich das Mikrofon und erklärt, dass alles, was wir hier gesehen hätten, lustig, interessant, aber nicht so wichtig sei – es gehe vielmehr darum, was wir heute tun können. Mit dieser und noch einigen anderen Fragen fahre ich mit dem Treno alta velocità nach Bologna, um mit einem der Regisseure des Films – Gianni Ramacciotti – zu reden. Er erzählt mir vom Einfluss der Beat-Generation, von vielen kleinen Geschichten, die ihm die Protagonisten des Films zusätzlich erzählt haben, und er ermöglicht mir, mit einem von ihnen persönlich zu reden. Aber vor allem kann er mir helfen, die Uccelli in einen spezifischen historischen Kontext zu setzen: das zu einem grossen Mythos gewordenen Ereignis mit dem Namen ’68. Damit ist nicht der französische Mai ’68, sondern das italienische lange ’68, der Anfang einer fast zehn Jahre andauernden Zeit der Umwälzung, gemeint, die die gesamte Gesellschaft nachhaltig prägen sollte. Es war der Übergang in die «anni di piombo». In vielen Bereichen wurden Aktivismen erfunden, emanzipative Prozesse in Gang gesetzt, einige richtungsweisende Gesetzgebungen durch Referenden eingesetzt, etwa die Legalisierung von Scheidung und Abtreibung, die Öffnung der psychiatrischen Anstalten, die radikale Änderung des Gefängnissystems und der Familien- und Arbeitsgesetze sowie die Implementierung einer nationalen Gesundheitsversorgung. In den Städten erfanden die feministischen Kämpferinnen mit der sogenannten «autoriduzione» ein Mittel, um den Druck auf die Arbeiterfamilien in eine aktivistische Bewegung umzumünzen. Die durchgehende Regierung der Democrazia cristiana vom Zweitem Weltkrieg bis in die 90er-Jahre konnte auch in dieser Zeit nicht unterbrochen werden. Der «historische Kompromiss» zwischen den Christdemokraten und der kommunistischen Partei und der damit einhergehende Verlust der kommunistischen Opposition führte eher zur Spaltung als zu einem Konsens in der italienischen Politik. Ab Mitte der 70er-Jahre fanden die kreativen Formen des (ausserparteilichen) Widerstands ihren Höhepunkt, unter anderem mit freien Radios, einer Vielzahl von selbstorganisierten Räumen und Magazinen, mit urbanen Aktionen oder ironischen Graffitis. Gleichzeitig wurde aber auch die «strategia di tensione» erhöht, um gegen diese Bewegungen vorzugehen. Während die Brigate Rosse mit Entführungen und später auch tödlichen Anschlägen Aufsehen erregten, gingen von den über 4000 offiziell registrierten Anschlägen zwischen 1969 und 1975 mehr als 80 Prozent auf das Konto der Neofaschisten. Nachdem Aldo Moro, der Präsident der Christdemokraten, von den Brigate Rosse ermordet wurde, wurde die staatliche Gegenoffensive auf die gesamte Linke ausgeweitet, tausende Aktivistinnen und Aktivisten wurden verhaftet, viele mussten ins Exil oder untertauchen. Eine gewaltige Zäsur zerschnitt die Geschichte Italiens, hinter welcher die Zeit von 1968 bis 1977 verdrängt und auch aktiv vergessen wurde. Und mit ihr auch ein grosser Teil des Antifaschismus.
Allerspätestens mit Berlusconi wurde der Faschismus in der Mitte der Gesellschaft wieder salonfähig, obwohl bereits 1946 die neofaschistische Partei gegründet worden war. Es gab in Italien nach dem Weltkrieg keine offizielle Entfaschistisierung wie etwa in Deutschland. Kurz nach dem Ende des Krieges durfte die Bevölkerung abstimmen, ob sie lieber eine Republik oder eine Monarchie hätte, und ein Jahr später wurden alle Faschisten unter Amnestie freigelassen. Dies alles, obwohl Mussolini den Faschismus eigentlich erfunden hatte. Sogar der erste Angriff 1939 auf Albanien geht auf seine Kappe. Er hat Italien 20 Jahre lang regiert – und das merkt man: In ganz Rom stehen Gebäude aus dieser Zeit. Plaketten und Gravuren, die dem Duce gedenken, Duce-Figürchen, Wein mit Benitos Grinsen drauf und andere Geschmacklosigkeiten lassen sich für ein paar Münzen kaufen. Architektonisch ist Rom entweder römisch, ein bisschen monarchisch oder faschistisch. Und es ist überhaupt kein Problem, in der Öffentlichkeit zu sagen, man sei Faschist. Nicht nur als Mitglied der CasaPound oder des Blocco Studentesco, sondern auch in der mitregierenden Partei.
Was aber die Faschisten wieder so stark macht, ist, dass sie den Diskurs auf sich lenken können. Mit der ganzen Angstmacherei, mit der sogenannten «Flüchtlingskrise». Man hört und liest kaum etwas anderes. Ich frage alle Leute, die ich treffe: Wo ist die italienische Linke? Sie zucken mit den Schultern und sagen, dass es dringend so etwas geben müsse, doch Salvini sei schlimm und so weiter. Klar, es ist wichtig zu wissen, was die Faschisten schon wieder alles für Scheisse produzieren (Im wahrsten Sinne des Wortes: Wir sollten uns diese Leute besser auf der Toilette vorstellen, statt in ihrem Duce-Brust-Raus-Propaganda-Grinsen). Aber viel wichtiger ist, was wir tun können – ihnen nicht nur Informationen oder Diskurse entgegenzustellen, sondern eigene Diskurse zu führen.
«Wir haben ein Schiff» Das schönste Beispiel dafür war die Meldung «abbiamo una nave». Das erste Mal seit langer Zeit habe ich meinen Facebook-Stream nicht gleich nach wenigen Sekunden wieder geschlossen. Dank meiner Bubble hatte ich mindestens 20 Beiträge mit der einfachen, aber tief greifenden Aussage: Wir haben ein Schiff. Sprechen wir doch darüber. Die «Operation Mittelmeer» kämpft dafür, auf dem Mittelmeer helfen zu können. Das Schiff steht dabei für die konkrete Seenotrettung und genauso für das Schiff als «Miniatur der Welt, die zu schaffen wir uns gemeinsam bemühen. Und wir sind sicher, dass wir bald Tausende sein werden, die dieses Bemühen teilen.» So schreibt es Sandro Mezzadra auf euronomade.info. Oder sprechen darüber, was gegen die hohen Mieten in den Metropolen gemacht wird. Sprechen wir darüber, wo geholfen, gesorgt, für ein schönes Leben gekämpft wird. Kürzlich hat in «meinem» Haus eine neue Organisation ihre Türen geöffnet: ein Raum, der für die Menschenrechte einsteht und jeden Tag offen ist für Anliegen, Beratungen und Hilfestellungen. Wenige Tage später steigt die lange angekündigte, international verbandelte Demo gegen Angstmacherei und «Flüchtlingspolitik». Der Palestra Popolare Antirazzista ein paar Häuser weiter ist jeden Tag geöffnet und bietet immer wieder gross angekündigte Workshops an. Es gibt so viel zu tun, und wie es seit einiger Zeit in den sozialen Medien heisst: Wir sind mehr!
Nachtrag: Mittlerweile sind die Studierenden nach San Lorenzo zurückgekehrt, die Zugvögel sammelten sich über der Sapienza und flogen gen Süden. Und Desirée wurde gewaltvoll umgebracht, ein Mädchen von 16 Jahren, das unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurde, sie starb kurz darauf. Bereits am Tag danach hat sich die Wut und Hilflosigkeit gegenüber der Gewalt an Frauen in eine neue Welle des Aktivismus verwandelt. Mehrere Kundgebungen gegen patriarchale Gewalt und die Ankündigung der internationalen Kampagne «Non Una di Meno» prangen auf den Hauswänden und den Facebook-Walls. Die apokalyptischen Stürme in ganz Italien und die Überschwemmungen in Rom runden die Stimmung ab.
Der Text ist in der Dezemberausgabe vom Ostschweizer Kulturmagazin Saiten erschienen.